3. Juni 2019

70. Sudetendeutscher Tag in Regensburg

„Ja zur Heimat im Herzen Europas“

Bis 973 gehörte Böhmen zur Regensburger Diözese. Vom Augsburger Bischof Ulrich 968 zum Priester geweiht - wurde Wolfgang 972 Bischof von Regensburg. Er missionierte auch im Böhmerwald und Egerland und initiierte das Benediktinerkloster Kladrau.

Der Radbusa entlang bis Pilsen:
Augustinereremiten aus dem bairischen Schönthal gründeten 1149 das Kloster Stockau in meiner Geburtsheimat, im Quellgebiet der Radbusa. Schon 1384 ist die Heiligenkreuzer Kirche nachgewiesen, in der auch ich getauft und gefirmt wurde.

Oberpfälzer Wald und Böhmerwald wurden eine „grenzüberschreitende Bildungsregion.“
Der Luxemburger Kaiser Karl IV. wurde 1316 in Prag geboren. Seine „Goldene Straße“ führte von Prag nach Nürnberg durch den Böhmerwald. 1353 „inkorporierte“ er bairische Ortschaften dem Königreich Böhmen. Es gab ein „Neuböhmen in Baiern“. Dieser – wenn auch nur „kurzzeitige regionale Status“ – in „Bavaria trans silvam Boemicalem“, blieb aber auch für kulturelle Entwicklungen dies- und jenseits des Böhmerwaldes bedeutsam.
Der Brückenheilige Johannes von Nepomuk, um 1350 in Pomuk bei Pilsen geboren, ist Landespatron Böhmens und Bayerns.

Der Eiserne Vorhang durchschnitt das jahrhundertelang gewachsene bayerisch-böhmische Bildungsgeflecht. Der 70. Sudetendeutsche Tag in Regensburg erinnerte 2019 an diese grenzübergreifende „Heimat im Herzen Europas“.

Auch Böhmen ist mein Heimatland:

Schon als Volksschüler im nördlichen Böhmerwald des südlichen Egerlandes sang ich die Staatshymne bei Schulfeiern mit : „Wo ist mein Heim, mein Vaterland – Böhmen ist mein Heimatland …“ nachdenklich . . .

Nach Öffnung der Grenzen errichtete Papst Johannes Paul II. das Bistum Pilsen/Plzeň. Erster Bischof wurde František Radkovský, der mit dem – seit 1982 – Regensburger Bischof Manfred Müller, ehemals Studiendirektor in Augsburg, zusammenwirkte. Auch das neue „Egerlandbistum“ und die Regensburger Diözese wurden eine „grenzüberschreitende christliche Bildungsregion“. Zum “Bischofteinitzer Heimatkreistreffen 2019“ in Furth im Wald zelebrierte der emeritierte Pilsner Bischof František Radkovský am 21. Juni 2019 in meiner „Heimatkirche“ in Heiligenkreuz einen Pontifikal-Dankgottesdienst: Vergelt’s Gott!

Seit 2012 ist Prof. Dr. Rudolf Voderholzer Bischof von Regensburg. Seine Mutter Maria Voderholzer wurde aus Kladrau vertrieben und war in Bayern Lehrerin und Kinderbuchautorin. Bischof Voderholzer predigte am Sudetendeutschen Tag 2019 in Regensburg beim Pontifikalgottesdienst, den die „Böhmerwälder Musikanten“ unter Kurt Pascher – aus Althütten, einem Neubäuer Nachbarort stammend – mitgestalteten. Dort hörte ich schon als Böhmerwaldbub den „Böhmerwaldmusikanten“ seines Schwiegervaters Johann Spörl begeistert zu.

Heimatklänge

Heimatklänge beim Festgottesdienst mit Bischof Prof. Dr. Rudolf Voderholzer und bei der Großkundgebung mit dem Schirmherren, Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder.

Zum Thema „Heimat im Herzen Europas“ sagte Rudolf Voderholzer: In seiner Vita gebe es mehrere Orte und Regionen, mit denen er Heimat verknüpfe: Als Bischof sei natürlich jetzt „Regensburg mein Daheim“. Die „verlorene Heimat“ bringe Schmerz, Wehmut und Trauer mit sich: „Daher ist auch Böhmen ein Stück Heimat für mich“ – besonders Kladrau, die „Heimat meiner Mutter“ . . .

Regensburg – Patenstadt der Sudetendeutschen seit 1951 inmitten Europas:

Die Regensburger Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer begrüßte die Sudetendeutschen, die ihre Stadt „stark prägten“: „Wir sind Europäer.“
Auch die Schirmherrschaftsministerin Kerstin Schreyer würdigte Regensburg als eine „Stadt mit europäischer Strahlkraft, wo Ost und West zusammenfinden und Brücken zu den Nachbarn gebaut werden“. Sie lobte auch das Egerland-Kulturhaus in Marktredwitz.

Für den früheren Schirmherren und Karlspreisträger 2012, Dr.h.c. Horst Seehofer, Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat war die Anwesenheit zum „70. Sudetendeutschen Tag – nach 30 Jahren ohne Eisernen Vorhang“ ein „Herzensanliegen“. Heimat sei auch „ein Gefühl des Angenommenseins“, daher gebe es „mehrere Heimaten“. Die „christlich geprägten“ Sudetendeutschen hätten als – „vierter Stamm“ – „in Bayern eine ‚neue Heimat‘ gefunden“. Bayern und Sudetendeutsche seien „Tiefwurzler, die sich nur schwer umwehen ließen“.
Karlspreisträger Seehofer würdigte die Heimatvertriebenen als Brückenbauer inmitten Europas: „Auch Bayern braucht euch für die Zukunft“!

Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe dankt Schirmherren:

Dr.h.c. Bernd Posselt: „Der Sudetendeutsche Tag in Regensburg wurzelt in einer Geschichte, die ebenfalls verbindet“. Von Regensburg aus habe der Heilige Wolfgang den Donauraum christianisiert. In Regensburg wurden böhmische Fürsten getauft und sei heute Patenstadt der Sudetendeutschen, einer “vom europäischen Geist geprägte völkerverbindenden Volksgruppe“: „Dabei hilft uns maßgebend der Freistaat Bayern durch seine Schirmherrschaft“. Der böhmisch-bairische Brückenheilige Johannes von Nepomuk ziert symbolisch auch das Festabzeichen des Sudetendeutschen Tages.

Der tschechische Kulturminister Daniel Herman und der bayerische Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle vereinbarten seinerzeit ein „grenzüberschreitendes Kulturabkommen“. Das „Haus der Bayerischen Geschichte“ unterstützt von Regensburg aus die „Grenzüberschreitende Bildungsregion Euregio Egrenssis“ und von Augsburg aus die Bayerische Landesausstellung 2020 in der „Bildungsregion Wittelsbacherland“, in meiner „zweiten Heimat“. . .

Der Sprecher Posselt zitierte Vaclav Havel: „Europa … muss eine Heimat der Heimaten werden“. Und meinte schließlich: „Wir brauchen ein starkes Mitteleuropa als Motor und als Klammer der Europäischen Einigung“.

Ministerpräsident Dr. Markus Söder bei der Hauptkundgebung:

„Wenn es je jemanden gegeben hat, der Brückenbauen, der europäische Gedanken, der Vergebung im Vordergrund hatte, der Optimismus gezeigt hat, dann sind es die Sudetendeutschen“ … „Ohne Ihren Fleiß, ohne Ihre Tatkraft wäre Bayern nicht dahin gekommen, wo es heute steht … „ Herzliches Dankeschön für diese großartige Leistung!“
„ … trotz eines schweren Schicksals sei Ihr Ziel nicht Revanche, sondern Frieden und Völkerverständigung in Europa: … „Dies ist eine Leistung, die jeden Friedensnobelpreis wert wäre“. Das „Sudetendeutsche Museum“ in München sei deswegen wichtig, weil es „das kollektive Gedächtnis von Menschen prägt“.

Botschafter der Tschechischen Republik in Deutschland Tomáš Podivínský:

„Die Überwindung dieser Feindschaft und Entfremdung der zwei unterschiedlichen Welten verlangte auf beiden Seiten des langsam und mühsam verschwindenden Eisernen Vorhanges nicht nur viel Mut und Kraft, sondern auch viel Toleranz, Selbstentäußerung und einen sehr weiten Blick nach vorn.“ … „Ich bin felsenfest überzeugt: Es liegt eine gute, gemeinsame Zukunft vor uns!“
Tschechischer Ehrengast war auch der ehemalige Kulturminister Daniel Herman.

Erinnerung hat Zukunft:

Beim Sudetendeutschen Tag in Regensburg veranstaltete der „Arbeitskreis Egerländer Kulturschaffender AEK e.V. eine Mitgliederversammlung: Ich wurde Ehrenmitglied. Meine AEK-Studienreihe „Bildungsregion Euregio Egrensis“ baut Bildungsbrücken zwischen Bayern und Böhmen.
Das CENTRUM BAVARIA BOHEMIA (CeBB) in Schönsee, in meiner „grenzübergreifenden Geburtsheimat, betreute auch die Dokumentation „700 Jahre Kaiser Karl IV.“ zur „Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung 2016: „Goldene Straße Prag - Nürnberg“. Dieses kultusministeriell genehmigte Institut baut auch weiterhin Bildungsbrücken durch den „Böhmischen Wald / Český Les und ist auch mit meiner Homepage www.waldemar-nowey.de verlinkt. Beim Sudetendeutschen Tag 2018 in Augsburg überreichte ich dem Schirmherrn Dr. Markus Schröder eine gedruckte Ausgabe meines E-Books: 700 Jahre Kaiser Karl IV. – „Neuböhmen“ und „Goldene Straße“ in der grenzüberschreitenden Bildungsregion „Euregio Egrensis“.

In Schüttwa - in meinem Heimatkreis Bischofteinitz – wurde Johannes von Schüttwa / Tepl / Saaz geboren. An seinem Geburtsort wurde von vertriebenen Deutschen und Tschechen ein Denkmal errichtet. Im Geiste des „Codex Teplensis“ möge sich auch die „Bildungsregion Euregio Egrensis“ weiterhin entwickeln.

Kurzprofil

Dr. phil. Waldemar Nowey (* 11. März 1927 in Neubäu, Egerland) ist ein deutscher Pädagoge, Bildungsforscher und Schriftsteller.

Nach Anstellungen als Lehrer und Schulleiter in Bayern promovierte er 1964 an der Universität München. Anschließend war er als Ausbildungslehrer an der Pädagogischen Hochschule in Augsburg tätig. Von 1969 bis 1989 führte er Studien für das Kultusministerium Bayern durch. In der Deutschen Nationalbibliothek sind 82 Publikationen unter seinem Namen verzeichnet.

Nowey ist verheiratet und hat zwei inzwischen verheiratete Töchter.

Siehe auch Wikipedia.